Gemeinsam mit Projektbeteiligten, kommunalen Vertreterinnen und Vertretern sowie zivilgesellschaftlichen Akteuren möchten wir Herausforderungen und Chancen unserer Region über Bildungsprozesse diskutieren. Grundlage dafür bildet der Projektunterricht „WIR“, der in den letzten Wochen im Quartier Wolfen-Nord stattfand: Schülerinnen und Schüler der Altenpflegeklasse 14 haben ihren normalen Unterricht an der „Euro Akademie Bitterfeld-Wolfen“ nach Wolfen-Nord verlagert und für andere Lernende geöffnet. Gemeinsam mit älteren und geflüchteten Menschen wurde der Stadtteil zum Lernort. Auf dem Stundenplan standen reguläre Lehrplaninhalte wie „Alte Menschen personen- und situationsgerecht pflegen“ und „Mit schwierigen sozialen Situationen umgehen“. Anhand der Geschichte Wolfen-Nords, die durch die teilnehmenden Seniorinnen und Senioren lebendig geschildert wurde, konnte das zu Lernende neu erfahren werden. So wurde deutlich, dass der Stadtteil immer wieder einschneidenden Veränderungen unterworfen war, diese waren stets positiv wie negativ – eine Geschichte, die sich auch auf unsere aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen übertragen lässt.
Über das gemeinsame Lernen mit geflüchteten Menschen wurde dabei die Frage gestellt, welche Herausforderungen und Chancen über Zuwanderung entstehen und welche verschiedenen Blickwinkel in diese Diskussion einfließen müssen. Ebenso vielfältig wie das Leben, waren hier die Meinungen, die aufeinander trafen. Ähnlich wie in der Kunst gab es in dieser Diskussion kein eindeutiges Richtig oder Falsch. Zuhören und das Aushalten von Widersprüchen waren die Grundlage dieses besonderen Unterrichtes. Um diese Basis für das gemeinsame Lernen zu schaffen, wurde das Fotografieren zum Medium des Unterrichtes. Auch die Kunst ist zu Teilen wert- und zweckfrei und schafft Widersprüche. Ziel des Projektunterrichts war daher die gemeinsame Schaffung einer Fotoausstellung, in welche Lerninhalte, Meinungen und Blickwinkel einfließen. Die Ausstellungseröffnung findet am 19. Dezember statt. Lernende, Lehrkräfte und externe Lehrkräfte wie die Leipziger Künstlerin Julia Katharina Weiser, die den Unterricht begleitet hat, werden über ihre Erfahrungen berichten. Dabei gehen wir auch der Frage nach, welchen Wert gesellschaftliche Bildung als übergreifende Aufgabe aller Bildungseinrichtungen hat. Wie schaffen wir es als Gesellschaft und als einzelne Individuen Anderssein auszuhalten und dennoch fair miteinander umzugehen? Sprache und Kommunikation sind hierfür Grundlagen, aber die Kommunikation kann auch – wie in Beispiel des Projektes „WIR“ – über die Kunst erfolgen. Das Projekt ist ein Plädoyer für Vielfalt und steht daher auch in Schirmherrschaft der Gleichstellungsbeauftragen des Landkreises, Anja Sachenbacher.