Thale: Viktorshöhe | Hier und da hängt noch eine Lampe aus der Decke. Bunte Glasfliesen zeigen ein einstiges Badezimmer. Leitungen, die brüchig aus den farbbeschmierten Wänden hängen. Durchgetretene, aufgerissene Fußböden. Umrahmungen mit zersplittertem Fensterglas nützen dem Wind, um durch die zerstörten Zimmer zu fegen. Viel ist nicht mehr im Inneren des damaligen Betriebsferienheims in der Abgeschiedenheit geblieben. Spuren sinnloser Zerstörungswut. Der Blick geht ins Grüne. Der über hundert Jahre alte, zwanzig Meter hohe Aussichtsturm, aus mächtigen Eichenstämmen ist zusammengefallen. Wie hingeworfene Mikadostäbchen liegt er zerbrochen unter den Bäumen. Es ist ein trauriges Bild. Die eingestürzten Mauern des ehemaligen Jagdhauses des Fürsten Viktor Friedrich flüstern unheimliche Geschichten. Die Ausflugsgaststätte, früher ein beliebtes Wanderziel, erzählt von Überfällen mit blutigen Dolchstichen, Raub und Schlägen. Anno 1946 in die Tat umsetzt von einigen sowjetischen Soldaten. Viele Jahre später erhielten Kriminaltechniker den Auftrag, eine mysteriöse Mordgeschichte in Verbindung mit einem Brand aufzuklären. Im vergangenen Jahr wütete ein größeres Feuer in den verwaisen Gemäuern. Ein zweites Mal hieß es Einsatz für Feuerwehr und Kriminaltechniker. Eine Wanderung zur geheimnisumwitterten Viktorshöhe, vorbei an mächtigen Granitfelsen, der Teufelsmühle, lohnt sich auf jeden Fall.
Traurig ist es, wenn einst geschichtsträchtige Bauwerke dem Verfall preisgegeben sind. Im Harz gibt es so einige (z. B. die Rammelburg im gleichnamigen Ort. oder die Selkemühle nahe Mägdesprung).